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Ökumenischer Namenkalender
Fünf Märtyrer von Lyon


Evangelische Kirche: 16. Mai

Um Ostern 1552 reisten fünf französische Theologiestudenten, die im calvinistischen Genf studiert hatten, in das katholische Lyon. Dort wollten sie Gottes Wort verkündigen. Sie kamen aber gar nicht dazu. Ein Lyoner Bürger, der sie gastfreundlich aufnahm, verriet sie. Sie wurden in einem kurzen Prozeß als Ketzer zum Tode verurteilt. Da zahlreiche Gnadengesuche beim französischen König eingingen, blieben sie ein Jahr in Haft, wurden dann aber am 16. Mai 1553 am Marterpfahl verbrannt.

Der reformierte Pfarrer H. Diener-Wyss schreibt 1904 in seinem Werk über Johannes Calvin:
"Fünf junge Franzosen, die in Lausanne studiert und die reine Lehre nach Calvin sich angeeignet hatten, kehrten mit Empfehlungsschreiben von ihm und von Viret nach ihrer Heimat zurück, um daselbst das Evangelium zu verkünden. Als sie aber durch Lyon kamen und da unter Gesprächen beim Mittagessen sassen, wurden sie unversehens verhaftet, gebunden und in den Kerker gebracht. Schon auf die erste Nachricht hin bot Calvin alles auf, um diese teuren, jungen Leben zu retten. Er gelangte sofort an die Regierungen, damit sie beim König sich für dieselben verwenden, schickte mit deren Schreiben expresse Boten an den Hof nach Paris und liess auch den Gefangenen beruhigende Briefe zukommen. Neun Monate lang zogen sich die Verhandlungen hin und schwebte man immer zwischen Furcht und Hoffnung, bis endlich in Lyon das Urteil gefällt und in Paris bestätigt ward, lautend auf Todesstrafe durch Feuer. Noch jetzt wurden mehrere Briefe zwischen Calvin und den Gefangenen gewechselt, wahrhaft apostolische Schreiben, die von inniger Liebe des Seelsorgers und von rührender Hingabe der Verurteilten zeugen. Einer von diesen schreibt: "Wir treten auf den Kampfplatz, indem wir unserem Feldherrn Jesu Christo folgen, der das Kreuz erduldete und die Schmach der Welt verachtete, um den Willen seines himmlischen Vaters zu erfüllen und auf diesem Wege die Auserwählten, die vorher bestimmt sind, dass sie sollen dem Bilde seines Sohnes ähnlich werden, zum ewigen Leben zu führen." Wie ein Feldherr die Soldaten, die im Begriffe sind, auf dem Felde der Ehren zu sterben, noch einmal ermunternd grüsst, so der Reformator die, die sein geistliches Heer sind, die Märtyrer. Sie sind seine Soldaten, die ihre Pflicht tun, indem sie sterben für die Ehre Gottes. Calvin antwortet den fünf Jünglingen: "Der Geist des Herrn wird euch zur Zeit der Not so kräftigen, dass ihr der Hitze der Anfechtung nicht erliegen könnt, er wird euch die Hand zum Streite stärken und nicht dulden, dass ein Tropfen eures Blutes vergebens vergossen werde. Ihr wisst, wenn wir diese Welt verlassen, so gehen wir nicht aufs Ungewisse, ihr seid versichert, dass ihr durch Gottes freie Gnade angenommen in euer Erbteil eingeht und da euch Gott zu Märtyrern seines Sohnes berufen hat, so habet ihr daran noch eine überschwengliche Bürgschaft mehr. Nur einen Augenblick noch ist eure Herrlichkeit und euer Leben in Gott verborgen; die Zeit ist nahe, wo das Hinfällige abgelegt und das Verwesliche verklärt wird. Jetzt besitzet ihr noch in Hoffnung, bald werden wir Alle mit einander im Reiche Gottes in Wirklichkeit besitzen und geniessen, was kein Ende mehr nimmt."

Der Tod dieser heldenmütigen Jünglinge wird uns von dem Chronisten Crespin also beschrieben: "Als sie das Urteil gehört hatten, warfen sie sich nieder und beteten mit einer Inbrunst und Freudigkeit, die Alle in Erstaunen setzte. Psalmen singend und Gott lobpreisend, wurden sie ins Gefängnis zurückgeführt. Als sie daraus abgeholt und auf den Wagen gesetzt wurden, sangen sie den 9. Psalm: 'Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen'. An der Richtstätte angekommen, stiegen sie mit frohem Mute auf den Scheiterhaufen, die zwei Jüngsten voran und liessen sich geduldig von dem Henker an den Pfahl binden. Der Letzte, der den Holzstoss betrat, war Martial Alba, der, um fünf Jahre älter als die Andern, auf den Knien gelegen ahtte, während man jene gebunden. Er bat den Henker, ihm eine Bitte zu gewähren: 'Erlaubt mir', sagte er, 'dass ich meine Brüder küssen darf, bevor ich sterbe.' Es wurde ihm erlaubt. Darauf küsste er die vier anderen, indem er zu jedem von ihnen sagte: 'Lebe wohl, mein Bruder.' Desgleichen neigten sie sich zu ihm hin und grüssten ihm mit denselben Worten. Als das Feuer angezündet war, hörte man die Stimmen der fünf Bekenner des Glaubens, wie Einer den Andern ermahnte: 'Mut, Bruder, Mut.' Dies waren die letzten Worte, welche von den tapferen Kämpfern und Märtyrern des Herrn vernommen wurden."
Zitiert nach Calvin-Texte


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 04-10-14
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