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Monophysiten/Monotheleten

Vom 4. bis zum 9. Jahrhundert wurden in der Kirche vor allem die christlichen Lehren diskutiert. In dieser Zeit der Oekumenischen Konzile wurden die zentralen christlichen Glaubenslehren (Dogmen) ausgeformt und festgelegt. Der zweite große Streitpunkt nach dem Streit um die Trinität (Athanasius/Arius) befaßte sich mit den Naturen Christi. Das Konzil von Ephesus 431 wandte sich gegen die Nestorianer, die lehrten, Gott wohne in Jesus wie in einem Tempel, Jesus habe also zwei getrennte Naturen. Es verlieh Maria den Titel Theotokos (Gottesgebärerin) - Nestorius nannte sie dagegen Christusgeärerin - und legte damit auch fest, daß Christus in einer Person Gott und Mensch zugleich gewesen sei. Das Konzil führte dann zu einer Kirchenspaltung (Schisma): Neben dem Nestorianismus (zwei getrennte Naturen Christi) lehrte der Monophysitismus (griechisch: eine Natur) ausgehend von Eutyches, Christus sei zuerst Gott gewesen und die menschliche Natur Jesu sei vollkommen in der göttlichen Natur Christi aufgegangen (Vermischung zweier Naturen zu einer ununterscheidbaren Natur).

Das Konzil von Ephesus 449 verschärfte den Streit. Papst Leo legte in seinem bekannten Brief die Lehre von den beiden Naturen Christi dar, die ungemischt (gegen die Monophysiten) und ungetrennt (gegen die Nestorianer) in einer Person verbunden sind. Das Konzil von Chalcedon 451 übernahm diese Lehre und für die westliche Kirche war damit der Streit erledigt. Während aber die Nestorianer auch in der Ostkirche an Bedeutung verloren, war die Kirche in Monophysiten und Duophysiten (zwei Naturen) gespalten und es wurden mehrere Versuche unternommen, die beiden Richtungen zu versöhnen. Auch die Konzilien von Konstantinopel (553 und 681) behandelten diese Streitfrage und arbeiteten Kompromißvorschläge aus. Es kam aber zu keiner Einigung.

Die orientalischen Kirchen

Nachdem die monophysitischen Kirchen durch die Eroberungen der Mohammedaner vom byzantinischen Reich abgetrennt waren, geriet der Streit in ein theologisches Abseits und die monophysitischen Kirchen wurden exkommuniziert (aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen). Bis in das 13. Jahrhundert reichte ihr Einflußbereich bis nach China, heute sind sie durch Verfolgungen fast bedeutungslos. Es gibt noch fünf kleine Kirchen, nämlich die syrisch-orthodoxe Kirche (auch jakobitische Kirche genannt), die äthiopisch-orthodoxe und die koptisch-orthodoxe Kirche in Afrika, die Malabarkirche in Indien (Thomaschristen) und die armenische Kirche. Isaak der Syrer, der auch in der orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt wird und dessen Schriften in der orthodoxen Kirche gerne gelesen wurden, war einer der großen Gelehrten der monophysitischen Kirchen.

Aus dem Monophysitismus entwickelte der Patriarch von Konstantinopel Sergius um 633 der Monotheletismus, der darlegte, Christus habe zwar zwei Naturen, aber diese seien so eng verbunden, daß es nur eine gott-menschliche Energie und einen Willen in Christus gebe (Monoenergismus). Da sich gegen seine Lehre Widerspruch erhob, legte Sergius sie Papst Honorius vor. Honorius sah die Einheit von göttlichem und menschlichen Willen als moralisch und nicht als physisch und stimmte - wohl in Verkennung der Brisanz dieser Lehre - zu. Kaiser Heraklius legte daraufhin den Monotheletismus (Christus hatte nur einen Willen, nämlich den göttlichen) als verbindlichen Glauben fest, er wurde von Sergius und dem Patriarchen von Alexandria Cyrus unterstützt. Das Konzil von Konstantinopel 681 verwarf dennoch die Lehre und unterstrich, Christus habe zwei natürliche Energien und zwei natürliche Willen gehabt. Vorher verurteilte bereits die Lateransynode (649-653) den Monotheletismus und führte damit zu Spannungen zwischen Byzanz und Rom (vgl. Martin I. und Maximus Confessor.


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 04-10-14
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