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Arianer/Athanasianer

Vom 4. bis zum 9. Jahrhundert wurden in der Kirche vor allem die christlichen Lehren diskutiert. In dieser Zeit der Oekumenischen Konzile wurden die zentralen christlichen Glaubenslehren (Dogmen) ausgeformt und festgelegt. Der erste große Streitpunkt, der verhandelt wurde, ging um die Stellung Jesu in der Trinität (Dreieinigkeit). Im 4. Jahrhundert war die Lehre, daß Jesus nur Mensch gewesen sei, überwunden. Es war einhellige Meinung, daß Christus eine göttliche aber auch von Gott-Vater verschiedene Person sei. Damit stellte sich aber die Frage, in welchem Verhältnis Vater und Sohn standen. In den östlichen Patriarchaten wurde gelehrt, der Sohn sei dem Vater untergeordnet (Subordinatianismus), während Rom die Wesensgleichheit (Homousios) zwischen Vater und Sohn lehrte.

Der Presbyter Arius aus Alexandrien (ca. 280-336) war ein herausragender Vertreter des Subordinatianismus. Er lehrte:

  • Der Logos (also der Sohn) besteht nicht wie der Vater seit Ewigkeit.
  • Er wurde vom Vater aus nichts geschaffen, er ist also ein Geschöpf Gottes.
  • Durch den Logos hat Gott alles andere geschaffen.
Aus diesen drei Kernsätzen ergibt sich die Folgerung, daß zwischen Christus und allen anderen Geschöpfen nur ein geringer Unterschied besteht, während der Unterschied zwischen Gott und dem Logos unendlich groß ist und Christus ist nur deshalb Sohn Gottes ist, weil ihn Gott als Sohn angenommen hat. Außerdem lehrte Arius, Christus hätte sich auch zum Bösen entscheiden können (Versuchungsgeschichten), daß er ohne Sünde blieb, beruhe auf seiner freien Willensentscheidung.

Auf der anderen Seite standen die Nicaener oder Trinitarier oder Athanasianer, so genannt, weil Athanasius ihr Wortführer war. Sie verkündeten, daß Christus wesensgleich mit dem Vater und nicht ein Geschöpf Gottes sei ("wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen" heißt es im nicaenischen Glaubensbekenntnis).

Seine Lehre verkündete Arius ab 318 in Alexandria. Patriarch Alexander schloß ihn und seine Anhänger um 320 aus der Kirche aus. Dennoch konnte Arius weiter wirken. Einen einflußreichen Anhänger gewann er in dem Bischof von Nikomedien Eusebius (dessen Anhänger auch Eusebianer genannt werden). Nachdem der Streit weiter eskalierte und Vermittlungsversuche von Kaiser Konstantin scheiterten, berief dieser das 1. oekumenische Konzil ein. Arius wurde mit zwei Bischöfen exkommuniziert und verbannt. Zwei weitere Bischöfe wurden kurze Zeit später ebenfalls verbannt. Die Schriften des Arius wurden verbrannt, auf ihren Besitz stand nunmehr die Todesstrafe.

Aber auch diese rigorosen Maßnahmen konnten den Arianern nicht schaden. Vielmehr erlangten sie am Kaiserhof erheblichen Einfluß. Infolgedessen hob Kaiser Konstantin, dem mehr am politischen Frieden als an einer reinen Theologie lag, 328 die Verbannung des Arius auf. Auch die verbannten Bischöfe erhielten ihre Bistümer wieder und die Arianer konnten die Athanasianer aus vielen Bistümern verdrängen. Schließlich wurde auch Athanasius 335 verbannt. Arius sollte 336 wieder in die Kirche aufgenommen werden, starb aber kurz vor der Zeremonie. 337 starb Konstantin, er ließ sich (wie es damals üblich war) kurz vor seinem Tod taufen - und zwar von einem arianischen Bischof.

Das Kaiserreich wurde nach Konstantin wieder in ein Westreich und ein Ostreich aufgeteilt und von zwei Kaisern regiert. Die Streitigkeiten zwischen Arianern und Trinitariern uferten vor allem im Ostreich aus. Auf zahlreichen Synoden und Konzilen wurden Verdammungen ausgesprochen und Bekenntnisse verabschiedet. Vor allem aber spalteten sich die Arianer in immer mehr Gruppen, die sich auch untereinander befeindeten. Die Spaltung zwischen der Westkirche, die die Beschlüsse des Konzils von Nicaea anerkannte und der Ostkirche, die eher den Arianern zuneigte, wurde idadurch größer. Die Westkirche versuchte auch die gemäßigten Arianer zu gewinnen (beispielhaft für den Streit Hilarius von Poitiers, Basilius von Ankyra oder Remigius von Reims).

Nachdem Konstantius 361 gestorben war, hob sein Nachfolger Julian Apostates (der Abtrünnige, er regierte 362-363) alle Verbannungen auf. Dies allerdings in der Hoffnung, daß sich die Christen durch ihren Streit selber in die Bedeutungslosigkeit bringen würden. Viele gemäßigte Arianer verbündeten sich aber nun mit den Athanasianern. Kaiser Valens (364-378) hing wiederum den radikalen Arianern an, der Arianismus hatte aber durch seine Aufspaltung in einander bekämpfende Gruppen an Schlagkraft und Bedeutung für die Ostkirche verloren und verlosch hier allmählich. Unter den Germanen, den Goten und Langobarden hielt sich der Arianismus besonders in der Oberschicht noch längere Zeit, da für diese Volksgruppen eine trinitarische Gottheit unvorstellbar schien. (z. B. konnte Leander von Sevilla - Gedenktag 13.3. - erst 589 den arianischen König der Westgoten mit allen Adeligen und Geistlichen in die römische Kirche aufnehmen). Ob der Arianismus wirklich untergegangen ist, kann in Frage gestellt werden. Manche neuere theologische Meinung, die Jesus nicht als Gott, sondern als besonderen Menschen sieht, vertritt eben diese arianische Lehre.

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 04-10-14
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