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Lexikon
Schisma

Mit dem Begriff des Schisma (griech.: Trennung, Scheidung) werden vor allem zwei kirchengeschichtliche Ereignisse bezeichnet:

Die Trennung zwischen West- und Ostkirche
Diese Trennung geschah eher schleichend und sie hat mehrere Ursachen. Die Ostkirche feierte die Liturgie in griechischer Sprache, während die westliche Kirche die lateinische Sprache bevorzugte. 395 teilte Theodosius das römische Reich unter seinen Söhnen auf. Nunmehr gab es Ostrom und Westrom mit den Hauptstädten Rom und Konstantinopel. Die Patriarchate von Antiochien, Alexandria und Jerusalem waren Konstantinopel nachgeordnet und verloren nach den muslimischen Eroberungen an Bedeutung bzw. gingen ganz unter. Die westliche Kirche orientierte sich zunehmend nach Franken, da sie von hier politischen und militärischen Schutz erhielt. Auch die Konzile standen zunehmend unter den Auseinandersetzungen zwischen Rom und Konstantinopel. Eine erste Spaltung unter Papst Felix II., die zur gegenseitigen Exkommunikation führte, dauerte von 484 bis 519. Photios versuchte dann wohl aus machtpolitischen Erwägungen 858 erneut, die Kirchen zu trennen. Dies mißlang ihm, aber ein Nachfolger, der Patriarch Michael Kerullarios trug entscheidend zu dem Schisma von 1054 bei, das bis heute nicht beigelegt ist. Kardinal Humbert war im Auftrag des Papstes Leo IX. nach Konstantinopel gereist, um das Verhältnis der Kirchen zu verbessern. Beide Seiten standen aber einander eher ablehnend gegenüber und als der Patriarch der päpstlichen Gesandtschaft die Feier der Messe untersagte, verkündete Humbert den Bann gegen den Patriarchen, der seinerseits den Kardinal exkommunizierte. Leo IX. war vorher gestorben und so blieben die Bannbullen bestehen. Die damals ausgesprochenen gegenseitigen Exkommunikationen wurden erst 1965 aufgehoben (mit der Begründung, dass damals nur einzelne Personen exkommuniziert werden sollten und nicht die ganzen Kirchen). Die orthodoxen Kirchen und die Westkirchen haben sich aber so unterschiedlich entwickelt - vereinfacht gesagt ist die Ostkirche eher mystisch-beschaulich ausgerichtet und die Westkirche orientiert sich eher an Logik und Verstand - daß selbst eine Einheit in Vielfalt, wie sie von der heutigen ökumenischen Bewegung bevorzugt wird, noch nicht erreicht ist.

Das große abendländische Schisma
Als Papst Gregor XI. 1376 aus Avignon nach Rom zurückkehrte, war ein 70 jähriges Exil der Päpste beendet. Aber diese schwere Zeit war damit nicht überwunden, sondern wirkte weiter: 1378 wurde Urban VI. zum Papst gewählt. Die französischen Kardinäle widerriefen nach drei Monaten ihre Wahl und wählten Clemens VII. zum Gegenpapst. Clemens residierte in Avignon und es gab nun zwei Päpste mit ihren Kurien. Die Spaltung ging durch die gesamte katholische Kirche und kaum jemand konnte sagen, wer denn nun der rechte Papst war. Auch die finanziellen Belastungen durch den doppelten 'Hofstaat' nahmen stark zu. Schließlich einigten sich die beiden Parteien auf ein Konzil, das das Schisma beenden sollte. Dieses Konzil wurde 1409 nach Pisa einberufen. Die Bischöfe wollten das Schisma beenden, indem sie einen neuen Papst - Alexander V. - wählten. Da aber die beiden Päpste den dritten nicht anerkannten und nicht zurücktraten, gab es nunmehr drei Päpste. Alexander starb nach wenigen Monaten in Bologna, wo er residierte. Sein Nachfolger wurde Johannes XXIII., ein ehrgeiziger Soldat, der ohne große theologische und kirchliche Kenntnisse Kardinal geworden war. Sein skandalöser Lebenswandel bewog schließlich König Siegmund, das Konzil von Konstanz einzuberufen, auf dem das Schisma nach schwierigen Verhandlungen beendet werden konnte.


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 04-10-14
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